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NATHAN DIE WEISE

nach Gotthold Ephraim Lessing

 

 

Wir wagen einen flüchtigen Blick in Lessings „Nathan“, den Schulbuchklassiker über religiöse Toleranz aus dem Jahr 1779. Wir lesen von Männern, die mit viel guten Worten und viel gutem Willen die Welt retten. Und von Nathans Tochter Recha, für deren eigene Wünsche, dabei wenig Raum bleibt. Als "Schwärmerin" lässt sie Vater Nathan allein zurück. Tempelritter Curd von Stauffen will sie sogleich zur Frau. Also lernt sie bei Lessing so zu Denken und zu Wollen, wie Nathan es vorgibt. Am Ende vereinen sich die drei zur vorzeige Patchworkfamilie, in der jede religiöse und kulturelle Differenz ausgeblendet wird. Lässt sich das neu befragen? Aus Rechas Perspektive? Was ist wenn Curd und Recha sich mit ihren Gefühlen ausbreiten und vereinzeln dürfen? Wenn Recha die Handlungsspielräume einer selbstbestimmten Person bekäme? Wenn man davon ausgeht, dass tolerante Ethik überhaupt erst möglich wird, wenn man sich selbst annimmt - egal wer man ist. Und dass man dafür Raum einnehmen und bekommen muss, sonst entsteht keine Liebe - egal ob zu dir oder zu mir selbst.


„Nathan die Weise“ ist für Regisseurin Leonie Böhm ein Emanzipationsversuch für alle Laien-predigerinnen. Das alte Stück, der altertümliche Rap mit den vielen einschüchternden Blankversen wird neu abgemischt mit dem was uns unsere Youtube Heldinnen predigen. Recha verbrennt sich am Rap "I woke up one Sunday morning, stopped believing in Jesus Stopped believing in churches, I stopped believing in preachers I realized I was a teacher." (Angel Haze)

Thalia Theater, Gaußstraße

Premiere 9. September 2016

Regie Leonie Böhm
Dramaturgie Matthias Günther
Kostüme Magdalena Schön, Helen Stein

Bühne: Sören Gerhardt

Live-Musik Johannes Rieder

Mit Birte Schnöink, Steffen Siegmund

eingeladen zum Radikal Jung 2017

Foto Copyright: Krafft Angerer
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